Die
Idee ist nahe liegend. Im Kulturleben heute ist Musik so eng mit Medien
und Technik verbunden, dass es sich weder die Musikpädagogen noch
Musikwissenschaftler oder Instrumentalisten erlauben können, in Lehre
und Unterricht allein Notensätze, Komponisten, Arrangements, Töne und Klänge
zu präsentieren. Gerade in dieser Zielgruppe aber stellt Heinz W. Burow,
der Autor dieses Handbuches, erhebliche Informations- und
Handlungsdefizite fest, sobald es um technologische oder ökonomische
Bedingungen des Musikmachens geht. Auf knapp 350 Seiten sucht er diese Lücken
zu schließen und in fünf Kapiteln, die Zusammenhänge zwischen Musik,
Medien und Technik zu verdeutlichen.
Das
erste wendet sich den drei Begriffen im Titel des Buches zu. Musik wird
als ein kommunikatives Ereignis beschrieben, das nicht nur aus Klängen
besteht – präziser ausgedrückt „künstlerisch-ästhetischen
Informationen“, sondern einhergeht mit einer Reihe von
Zeichenhandlungen, die den bloßen Informationen Bedeutung und Gewicht
verleihen. Diese Zeichen werden über Medien vermittelt, angefangen vom
Instrument, über die Notation bis zum Tonträger und natürlich die so
genannten Massenmedien. Diese Medien wiederum beruhen auf der Anwendung
von Techniken: den Technologien - Technologien zur Verbreitung von Musik
und solche zur Produktion.
Die
Musikproduktion steht im Zentrum des zweiten Kapitels. In einer Tour
d’Horizon skizziert der Autor die Geschichte der Musikindustrie, die
Entwicklung der elektronischen Musik, den Wandel von der analogen zur
digitalen Technik, die verschiedenen Aufnahme- und Wiedergabemedien und
schließlich die Rolle von Musik in Filmen, Videos und Werbung. Als
wichtigstes Kennzeichen von Musik in unserer Zeit stellt er heraus, dass
sie nur noch in Ausnahmen „live“ erlebt wird – also in Echtzeit und
einmalig, sondern in der Regel auf Tonträgern in frisierten, perfektionierten
Varianten zu hören ist. Die wiederum können beliebig oft und beliebig
lange gespielt werden.
Das
dritte widmet sich der Musik als Ware und deren Vermarktung und Vertrieb.
Die Abschnitte Marketing und Werbung schildern noch einigermaßen
anschaulich, wie die „Artist and Repertoire“-Abteilungen der
Schallplattenfirmen Produktideen realisieren, d.h. wie sie geeignete
Musiker und Interpreten entdecken und gewinnen, und wie die
Werbeabteilungen diese auf dem Markt bekannt machen. Dagegen sind die
Passagen über Radio und Fernsehen in weiten Teilen unspezifische
Schilderungen der Medienlandschaft und der Produktionsbedingungen in den
Funkhäusern. Etwas plastischer werden die Texte allein auf jenen zehn
Seiten, wo es um den einflussreichen Trend zum Formatradio geht, im dem
die Musikfarbe das Erscheinungsbild des Programms entscheidend bestimmt.
Aber wirklich illustrativ sind sie nicht.
Das
Kapitel Musikrezeption hat mit Musik nur noch wenig zu schaffen. So wird
etwa bei der Diskussion der Publikums-, Hörer- und
Medienwirkungsforschung mehrfach auf die Problematik vom
Gewaltdarstellungen Bezug genommen, ohne dass ein sinnvoller Zusammenhang
zu Musik erkennbar wäre. Die Literatur gibt dazu aber durchaus etwas her.
Das letzte Kapitel zu den Zukunftsaussichten driftet vollends ab. Es enthält
kaum mehr als ein paar Notizen zu den Perspektiven der
Kommunikationsgesellschaft, in denen es auch um Musik geht.
Für
all jene, die sich zwar intensiv mit Musik aber so gut wie gar nicht mit
Medien beschäftigt haben, ist dieses Handbuch sicher ein brauchbarer
Einstieg, um Zusammenhänge zwischen Musik, Medien und Technik in unserer
Zeit verstehen zu lernen. Für eine spätere Auflage wäre dem Buch aber
zu wünschen, dass seine Didaktik noch einmal überarbeitet wird, - vor
allem, dass es mit mehr Beispielen und Forschungsergebnissen angereichert
wird, deren Bezug zur Musik offensichtlich ist.
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