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Guten
Abend. Hier ist Studio ECK, die evangelische Radiowerkstatt im Bürgerfunk
von Radio Köln. Wussten Sie das 86 % der Bevölkerung in Finnland
evangelisch-lutherisch sind? Und dass sie sogar einen eigenen
Namen für Martin Luther haben? |
O-Ton
1 (Interview Pfarrer Jari Suvila)
Wir sagen einfach Marrti. Marrti Luther! |
Am
vergangenen Wochenende wurde die finnische lutherische Gemeinde in Köln
25 Jahre alt. Sie feierte das mit einem großen Jubiläumsfest. Unter
anderem mit finnischem Volkstanz.
((ab
Wochenende unterlegen, kurz hochziehen))
Atmo 1 (Tanz)
((in die Moderation rausziehen)) |
Näheres
über diese finnische Volkstanzgruppe am Ende dieser Sendung. In der
nächsten halben Stunde erfahren Sie etwas über die Finnen in unserer
Stadt, über ihre Geschichte hier, ihr soziales Leben und eine Ausstellung
mit Holzcollagen und Plastiken finnischer Künstler im Haus der
Evangelischen Kirche am Kartäuserwall. Am Mikrofon begleitet sie
Heinz-Peter Katlewski.
Musik
Hier
ist wieder Studio ECK, die evangelische Radiowerkstatt im Bürgerfunk von
Radio Köln. Die Finnen in Deutschland zahlen ihre Kirchensteuer an die
Evangelische Kirche. Auch in Köln. Übrigens, rund dreiviertel aller
evangelischen Ausländer sind Finnen. Bundesweit etwa 15000 Menschen. 1971
schickte die finnische Kirche deshalb erstmals einen eigenen Pastor nach
Köln. Seit 1972 gibt es hier nun eine finnische Gemeinde. Seitdem ist an
jedem ersten Sonntag im Monat um 16 Uhr Gottesdienst im Jeremiahaus in der
Mozartstr. 15. 1977 wurde in Köln aus das bundesweite Zentrum der
finnischen Gemeinden etabliert. Jari Suvila*) leitet dieses Zentrum und ist
gleichzeitig Pfarrer der finnischen Gemeinde. Wie viele Finnen leben heute
in Köln?
O-Ton 2 (Interview Pfarrer
Jari Suvila)
In Köln direkt haben wir ca. 850 Finnen, aber doch ein bisschen mehr
mit finnischer Herkunft. Weil wir haben nicht nur die Finnen, sondern
auch die Menschen finnischer Herkunft, die die deutsche Staatsbürgerschaft
angenommen haben. Und auch deren Kinder in der zweiten Generation. Statistisch
sind diese Kinder Deutsche.
Frage: Wie sind Finnen nach Deutschland
gekommen? Da gab’s doch oft berufliche Gründe. Oder?
Sehr oft. Hauptgrund ist gewesen, dass wegen des
Wirtschaftswachstums viele Menschen in Finnland in den sechziger Jahren
Deutsch studiert haben. Vielleicht auch Betriebswissenschaft und
Deutsch. Und dann wollten sie in der Praxis probieren, wie diese Ausbildung
funktioniert. Sie haben vielleicht weiterstudiert. Und dann kam manchmal
die große Liebe. Und deswegen sind auch Zweidrittel von "den
Finnen" eigentlich Finninnen in Deutschland.
Frage: Sie leiten eine Lutherische
Gemeinde. 86% der Bevölkerung in Finnland sind
evangelisch-lutherisch. Wie ist denn das Luthertum nach Finnland
gekommen?
Es kam direkt von Luther selbst, weil Michael
Agricola war Student bei Martin Luther. Und manchmal denken wir in
Finnland sogar, dass Luther ein Finne war. Wir haben ihm sogar einen
finnischen Namen gegeben. Wir sagen einfach Marrti. Marrti Luther!
Frage: Die finnische Gemeinde hier
macht nicht nur Kirche, hier geschieht viel mehr. Vor allem sehr viel
mit Kultur.
Wir machen praktisch alles, was den Menschen
wichtig ist. Weil in der Fremde zu leben, das ist für uns eine
Existenzfrage geworden. Unsere Erfahrung ist, wir brauchen
Gelegenheiten, unsere Gedanken in der Muttersprache auszutauschen. Wir
brauchen auch die Gelegenheit, dass die zweite Generation zusammenkommt
und erfährt, dass sie ganz normale Menschen sind mit zwei Herkünften,
mit zwei Sprachen. Wir brauchen viel Austausch. Das ist gleichzeitig ein
"Selbsterfindungs-Prozess". Es dauert nicht nur ein paar Jahre
und führt nicht zur Anpassung, sondern es ist Identitätsaufbau. Und
mit starker Identität, denke ich, kann man einigermaßen glücklich
auch ohne Vaterland unter den Füßen zu leben.
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Musik
*) Pfarrer
Jari Suvila wurde im Sommer 2000 als Koordinator der
finnischen kirchlichen Arbeit in Deutschland verabschiedet. Er
kehrte nach Finnland zurück, um dort neue Aufgaben zu
übernehmen. Die Geschäftsstelle des Zentrums der finnischen
kirchlichen Arbeit (SKTK/ZFKA)
ist jetzt in den Räumen der EKD in Hannover angesiedelt.
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