Offiziell existierten sie nicht - die Lutheraner, Hugenotten und anderen Protestanten in der Heiligen Stadt Köln. Erst mit den französischen Besatzungstruppen erhielten die Evangelischen 1802 das Recht, die "Evangelische Gemeinde Köln" zu gründen. Außerhalb der Grenzen des Kölner Erzbistums war man da schon weiter.
| Heute sind die rund 20% Protestanten kein Fremdkörper mehr in der Stadt, auch wenn "normal" etwas anderes ist als "evangelisch". Wer nach seiner Konfession gefragt wird, sagt in Köln meist "normal", und normal ist hier katholisch. Auf einer CD der Evangelischen Radiowerkstatt Studio ECK "Sieben Jahre unter Prokös" wird dem Phänomen des protestantischen Kölners (bzw. der Kölnerin) mit Selbstironie nachgegangen. Tatsächlich ist es aber so, dass es auf Orts- und Gemeindeebene kaum noch Berührungsängste gibt. Köln wird übrigens institutionell definiert: alle Gemeinden, die zum Kölner Stadtkirchenverband gehören, einschl. der des Erftkreises und Teilen des Bergischen Landes. | Viele Projekte werden hier gemeinsam mit den Katholiken in Angriff genommen. Bereits im Sommer 1994 wurde rechtsrheinisch ein Pilotprojekt versucht, das neun Jahre später in Berlin als bundesweite Veranstaltung große Beachtung fand: ein Ökumenischer Kirchentag. Das rheinische Modell wurde ausgerechnet dort erprobt, wo lange zwischen den Konfessionen heftig gestritten wurde: in Odenthal auf dem Gelände des Altenberger Doms. Ursprünglich war das ein Zisterzienserkloster. Napoleon ließ es auflösen. Zu keiner Zeit aber war es ein Bischofssitz. Wegen seiner imposanten Erscheinung in einem Tal am Flüsschen Dhünn hat die Bevölkerung des Bergischen Landes diese Kirche dennoch zum "Bergischen Dom" ernannt. |
Anders als im Rheinland ist es
in Finnland "normal" Lutheraner zu sein, 85% der Bevölkerung sind es. Viele Finnen studieren hier, andere haben berufliche oder private Gründe nach Deutschland verschlagen. Auch sie stellen einen Teil der evangelischen Kölner. Rund 15 000 Finnen leben in Deutschland, rund Zweidrittel davon sind Mitglieder der hiesigen Finnischen Gemeinde. Eines ihrer Zentren ist Köln. 1997 feierte die Finnische Gemeinde Köln ihr 25jähriges Jubiläum. Die evangelischen Gemeinden in Köln und Umgebung können sich nicht auf eine lange Tradition stützen. Sie leben von der Mitarbeit der Gemeindemitglieder und der spirituellen und theologischen Inspiration, die sie dabei erfahren. Manchmal können Experimente dazu beitragen. Im Refrather Gemeindezentrum der Evangelischen Gemeinde Bensberg war das zum Beispiel die Sprechkantate GOMER von Walter Hollenweger. Ein szenisch-musikalischer Versuch zum Verständnis des Propheten Hosea. Für Menschen, die das spirituelle Erlebnis in der theologischen Reflektion suchen, bietet Köln auch etwas Besonderes: Das Projekt STARK der Melanchthon-Akademie. Es ist ein zwei Jahre währendes Theologie-Studium für Laien. |